Interview über die Ergebnisse der Gespräche mit Schulträgern und die daraus folgenden Herausforderungen des Bildungsmarktes in Bezug auf Digitalisierung
Hallo Herr Zaspel! Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, würde ich mich freuen, wenn Sie mir ein wenig mehr über Ihre Arbeit und Ihr Unternehmen erzählen! Was zeichnet co.Tec aus?
Die Firma co.Tec GmbH ist jetzt seit über 30 Jahren im deutschen Bildungsmarkt tätig, angefangen mit reinen Education Versionen von Software, später auch mit Hardware. Mittlerweile spielen bei uns Managed Services auch eine sehr große Rolle, da die Cloud Welt immer größer wird und auch hier haben wir entsprechende Experten mit der notwendigen Expertise. Wir arbeiten produktneutral mit allen wichtigen OEMs und allen wichtigen Software-Herstellern zusammen und können so im Prinzip aus dem Vollen schöpfen, was wir auch in Zukunft beibehalten wollen.
Der IT- Bildungsmarkt in Deutschland ist sehr komplex. Umso schwerer wird es für die Entscheider, eine gut funktionierende Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Wie ist es dazugekommen, dass Sie sich für eine Umfrage entschieden haben? Welche Beweggründe hatten Sie?
Primäres Ziel der Umfrage war es, einen Überblick zu bekommen, wo die Probleme liegen. Wir bekommen täglich Anrufe von Sachaufwandsträgern, von Schulleitern oder Lehrern und jeder hat ein anderes Problem oder Anliegen. Unsere Aufgabe ist es dann, dort umfassend zu beraten. Mit der Umfrage wollten wir einfach wissen, was die Fokusthemen der Zeit sind, und worauf wir uns mehr konzentrieren sollten, um die Digitalisierung mit unserer Hilfe weiter voran zu bringen.
Ich fand die Resultate auch sehr informativ. Vor allem wird deutlich, wie sich die Branche verändert. Vor einem Jahr waren die Akteure des Bildungsmarktes überwiegend mit Themen wie Vergabe und Beschaffung beschäftigt. Was ist Ihrer Meinung nach der Stand heute? Gibt es eine Tendenz, in welche Richtung es geht?
Themen wie Beschaffung oder Ausschreibung wurden natürlich durch die Pandemie noch verstärkt, da schnell Endgeräte für den hybriden Unterricht oder für das Homeschooling beschafft werden mussten. Schulen, Schulleitungen oder Sachaufwandsträger haben dann oft alles in eine Ausschreibung gesteckt und das ist auch weiterhin so. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir weiter beraten müssen. Wir haben in den letzten zwei Jahren die Erfahrung gemacht, dass es viele Schnellschüsse gab. Es wurde viel zu schnell beschafft, um schnell Geld auszugeben und die Schülerinnen und Schüler irgendwie auszustatten. Doch jetzt folgen die Konsequenzen. Viele stellen sich nun die Frage: Was ist mit den Geräten, die jetzt wieder bei den Schulen landen? Wie werden diese aufgeladen? Wo werden diese gelagert? Da kommt langsam die Frage auf, ob überhaupt richtig angeschafft wurde.
v.l.n.r. co.Tec-Hardwareexperten Horst Zaspel und Florian Blösl
Eine zunehmende Bedeutung hat das Device bzw. Mobile Device Management. Was versteht man darunter und wie kann ein bildungsinfrastrukturfreundliches Device Management funktionieren?
Es ist ein sehr komplexes, aber wichtiges Thema! Es gibt auf sämtlichen Plattformen entsprechende Lösungen zum Device Management, beispielsweise Intune, Google Education Upgrade oder jamf. Man kann nicht einfach Geräte kaufen, die dann ohne entsprechende Verwaltung in den Schulen liegen. Es benötigt Richtlinien, Policies, Sicherheitsrichtlinien und auch der Jugendschutz muss bedacht werden. Das Verwaltungsnetz und das Schülernetz müssen streng voneinander getrennt werden und es braucht URL-Filter. Das muss alles wirklich zentral gemanagt werden! Hierfür ist ein Device- oder Mobile Device Management sinnvoll. Dafür gibt es heutzutage umfassende Lösungen. Kommen sie gerne per Mail oder per Telefon auf uns zu! Wir sind immer erreichbar, wenn Sie dazu noch weitere Fragen haben. Wir beraten Sie jederzeit fachkundig, individuell und unverbindlich.
Welche Rolle spielt dabei das Beschaffungsverhalten?
Es wird immer mehr beschafft und es werden immer mehr Schüler-, aber auch Lehrer-Endgeräte gekauft. Dies hat dann zur Folge, dass das Thema Device Management irgendwann für die einzelne Schule zu groß wird. Das ist übrigens noch nicht bei allen angekommen. Wir haben gemerkt, dass es sehr viele Schulen gibt, die kein richtiges Konzept haben. Geräte werden einfach ausgegeben. Was die Schülerinnen und Schüler dann damit machen, welche Webseiten im Browser geöffnet sind, entzieht sich der Kontrolle der Lehrkraft. Damit mir das als Lehrkraft nicht passiert, gibt es entsprechende Klassenraum-Lösungen. All das wird jedoch an vielen Schulen nur unzureichend oder noch gar nicht eingesetzt. Deswegen ist Device- oder Mobile Device Management ein großes Thema und muss auch entsprechend hoch priorisiert werden.
Da landen wir wieder beim Thema Datenschutz und IT-Sicherheit. Welche Komplexitäten gibt es und wie können sie reduziert werden? Was müssen hierbei die Schulträger beachten?
Nicht jeder ist ein Datenschutzexperte und kann den Datenschutz beziehungsweise Jugendschutz auch wirklich anwenden. Hierfür benötigt es Tools und Expertise. Wir können Sie beraten wie möglichst datenschutzkonform beziehungsweise DSGVO geprüft, Devices eingesetzt werden können. Es gibt immer Möglichkeiten den Datenschutz bestmöglich einzuhalten! Wir haben fachkundige Datenschutzexperten bei uns im Haus, die Sie gerne beraten. Kommen Sie hiermit jederzeit auf uns zu!
Sind die Datenschutzanforderungen deutschlandweit unterschiedlich oder wird das bereits zentral geregelt?
Es gibt natürlich zentrale Verordnungen wie die DSGVO, an die man sich halten muss. Es ist jedoch so, dass in den Bundesländern offensichtlich verschiedene Standards zählen. In manchen sind Cloud Services vom Kultusministerium aus vollkommen verboten. Hier wird noch ausschließlich auf die alte On-Premise Lösung gesetzt. Das heißt, ich habe Perpetual-Lizenzen aus dem Office, einen Server im Keller und nichts geht mit Public Cloud und Private Cloud.
Welche Aufgabe übernehmen die Serverräume und was müssen die Schulträger beachten. Mich interessiert die Verteilung in den Netzwerken. Gibt es hier einen Zusammenhang?
Jeder kennt noch Active Directory, mit einem Domänencontroller der im Serverraum steht. Von dort werden alle Benutzerkonten und Geräte verwaltet und der Administrator kann definieren, wer auf was zugreifen kann. Das ist die klassische Art und Weise, die allerdings langsam aber sicher durch Cloud Lösungen abgelöst werden. Diese sind einfach sehr viel flexibler. Verschiedene Lösungen können in der Cloud miteinander verknüpft werden und beinhalten alle Funktionalitäten, die früher auch in einem Serverraum vorhanden waren.
Ist heute regionale und überregionale Vernetzung zwischen allen Schulen möglich?
Dazu müsste das föderalistische System abschafft werden. Jedes Bundesland geht seinen eigenen Weg und das wird auch weiterhin so sein.
Sicherlich wäre es von Vorteil, wenn man sich zumindest in gewissen Teilen besser vernetzen könnte, doch sehe ich in Zukunft kein einheitliches zentrales System. Das ist in unserer politischen Landschaft meiner Meinung nach nicht möglich.
Man muss natürlich auch beachten, dass es nicht die pauschale Lösung für Schulen gibt. Hier muss individuell beraten werden. Jede Schulleitung oder jeder Sachaufwandsträger hat eine andere Vorstellung. Auch wenn beispielsweise alle Gymnasien in Bayern den gleichen Lehrplan haben, wird er nicht überall gleich umgesetzt. Es herrschen nicht in jedem Bundesland die gleichen technischen Grundvoraussetzungen, wie Breitband, dann kann überhaupt keine Cloud-Lösung angeboten werden. Hier muss tatsächlich auf eine individuelle Beratung zurückgegriffen werden.
Bietet die co.Tec GmbH denn Beratungsstunden?
Prinzipiell ist es so, dass wir die Beratung bis zu einem gewissen Punkt kostenfrei anbieten. Bestimmte Beratungsleistungen sind natürlich kostenpflichtig im kleinen Rahmen oder werden zukünftig kostenpflichtig sein, wenn es um komplexere Geschichten geht. Solche Beratungsleistungen können natürlich auch von den Fördermitteln abgerufen werden und sind aus dem Digitalpakt förderfähig und können beantragt werden. Es sind noch genügend Fördermittel für diesen Bereich, für die Administration und die Beratungsleistung vorhanden.
Unterstützen Sie die Kunden auch bei der Antragsstellung?
Ja, das tun wir, soweit wir das können. Ansonsten verweisen wir natürlich auf unabhängige Institutionen, die dort Hilfestellung leisten. Sie werden auf jeden Fall nicht allein gelassen und können auf uns zukommen, wenn Sie Hilfestellung beim Förderantrag oder beim Medienentwicklungsplan benötigen. Melden Sie sich jederzeit gerne bei uns!
Das bedeutet Sie haben ein breites Netzwerk?
Ja, das zeichnet uns ja auch aus! Wir haben natürlich selbst ein sehr großes Portfolio und arbeiten mit allen großen OEMs sowie den meisten Lizenzgebern zusammen und haben auch ein starkes Partnernetzwerk. Für alles was wir nicht selbst anbieten können, haben wir entsprechende Partnerunternehmen, die uns zur Seite stehen, sodass wir wirklich alles aus einer Hand anbieten können. Außerdem haben Sie immer einen einzigen Ansprechpartner, alles wird aus einer Hand abgewickelt, das ist unsere Stärke!
Sind Ihre Beratungsstunden denn produkt- und herstellerneutral? Womit muss ich als Kunde rechnen?
Natürlich beraten wir produkt- und herstellerneutral! Wir versuchen natürlich grundsätzlich nicht das Bestmögliche für uns, sondern das Beste für die Bildungseinrichtung rauszuholen. Der Kosten-Nutzen-Faktor und die technischen Umstände müssen passen! Auch wenn Wünsche zu überdimensioniert erscheinen, sprechen wir das natürlich an.
Es gibt deutschlandweit unterschiedliche Richtlinien. Fokussieren Sie sich auf bestimmte Bundesländer oder ist co.Tec deutschlandweit aktiv?
Nein, wir sind deutschlandweit aktiv und das macht das Ganze noch komplexer, weil wir uns in die Gegebenheiten der einzelnen Bundesländer einlesen müssen. Wir betreuen aber nicht nur Kunden in Deutschland, sondern auch in Österreich und in der Schweiz.
Welche Vorteile gibt es für Bildungseinrichtungen, die mit Ihnen kooperieren wollen?
Wir bieten natürlich Education Preise an, wenn es um Lizenzen oder Hardware geht. Der preisliche Unterschied zwischen einer Education Windows- oder Office-Lizenz und einer kommerziellen Lizenz ist immens. Der große Vorteil, bei der Zusammenarbeit mit co.Tec ist unsere unabhängige Beratung und unser Netzwerk sowie unsere über 30 Jahre lange Expertise am Bildungsmarkt. Wir kennen die aktuellen Probleme und den aktuellen Stand und machen regelmäßige Umfragen und Marktanalysen. Bei der co.Tec bekommen Sie gute Konditionen. Sie können sicher sein, dass Sie mit zukunftsfähiger IT ausgestattet werden. Für die meisten Produkte, die wir anbieten, benötigen wir natürlich den entsprechenden Nachweis. Wenn es um Lehrkräfte, Dozenten, Professoren, Studenten oder Schüler geht, können wir die Education Konditionen nicht einfach an den Kunden weitergeben.
Wie stehen Sie zu folgender Aussage: Die digitale Gestaltung der Lernlandschaft endet mit dem Digitalpakt oder mit einer einmaligen Beschaffung von Endgeräten?
Das ist genau die falsche Denkweise, da es ein stetiger Prozess ist. Geräte müssen ausgetauscht, erneuert oder angeschafft werden und es benötigt ein Device Management sowie stetige Beratung. Die ganze Landschaft ändert sich permanent, da immer neue Lösungen kommen, Software und Lizenzen sich ständig ändern und erneuert werden müssen. Während der Corona Pandemie gab es tatsächlich viele Panikkäufe, aber das hat sich jetzt auch wieder etwas gelegt und der Markt ist etwas bereinigt, da bedarfsgerechter eingekauft wird. Wir versuchen sehr aktiv zu sein und versenden beispielsweise DemoGeräte oder Software-Lösungen, die der Sachaufwandsträger an der Schule einfach mal testen kann. Wir sind da natürlich auch immer dran und zeigen, was vielleicht besser geeignet ist und beraten individuell und herstellerneutral in jedem einzelnen Fall.
Was würden Sie einer Schulleitung aus Ihrer Perspektive heute empfehlen wollen?
Sich beraten zu lassen, also die Arbeit an uns oder an andere Partner und unabhängige Partner zu delegieren, die sich darum kümmern, ganz unabhängig davon, um welche Schule es sich handelt. Wenn es um ein Gesamtkonzept geht, sind wir in Deutschland leider so sehr hinterher, dass es wirklich viel aufzuholen gibt. Es ist ein stetiger Prozess, welcher Hilfe und Unterstützung benötigt.
In manchen Studien ist Deutschland auf Platz 10 oder 14 in Bezug auf die Digitalisierung.
Allerdings, das ist ein Trauerspiel! Wenn ich mir ansehe, wie die Schulen in Österreich ausgestattet sind, dann bekomme ich feuchte Augen. Wir sind in Deutschland eigentlich 10 Jahre zurück.
Herr Zaspel, ich danke Ihnen vielmals für dieses Gespräch, Ihr wertvolles Wissen und für Ihre Empfehlungen. Heute konnte ich all diese Themen, die uns täglich beschäftigen aus einer anderen Perspektive betrachten. Natürlich wünsche ich Ihnen und Ihrem Unternehmen ganz viel Erfolg und ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Das Gespräch führte: Anelia Zhilisbayev, Projektmanagement Education (Kommune Digital)